Dokumentation der onkologischen Reha in Triberg, Schwarzwald.
Fast ein ganzes Jahr ist vergangen, seit der Diagnose Krebs. OP, Chemo und Bestrahlung gehören der Vergangenheit an. Nun müssen Energie, Ausdauer und Hirn wieder aufgebaut werden. Außerdem habe ich der andauernden Müdigkeit den Kampf angesagt.
TAG 1 - Ankunft und erster Eindruck
In aller Herrgottsfrühe unterwegs mit der Deutschen Bahn nach Triberg im Schwarzwald. - Mein Gepäck ist schon voraus gereist.
Nach knapp 4 Stunden und 3x umsteigen komme ich wohlbehalten und ohne Verspätungen in Triberg an. Ich bin gespannt, was mich erwartet.
Der erste Eindruck vom Ort Triberg ist positiv und sehr ansprechend.
Dagegen ist der Eindruck von meiner Unterkunft für die nächsten drei Wochen eher zwiegespalten: einerseits haben die beiden Häuser der Klinik eine phantastische Lage in unmittelbarer Nähe zu den Wasserfällen und einen Panorama-Blick über Triberg. Andererseits befinden sich die in die Jahre gekommenen Gebäude und Einrichtungen momentan in einer Modernisierungsphase. Ich bin optimistisch, dass der Klinikbetrieb darunter nicht leiden wird. Das Personal wirkt auf jeden Fall aufgeschlossen und freundlich.
Ich habe ein großzügiges, frisch renoviertes Zimmer mit W-LAN, TV und einigen weiteren Annehmlichkeiten in der Villa (Haus II) erhalten. Dort werde ich mich nun erst mal häuslich einrichten.
TAG 2 - Eingewöhnung in den Klinikalltag
Ich bin im 3. / obersten Stock untergebracht.
Gott sei Dank gibt's einen Fahrstuhl und zum Haupthaus einen unterirdischen Tunnel.
Was man auf dem Bild nicht sehen kann, ist der Blick vom Balkon auf die Ausläufer der Wasserfälle - wunderschön, aber auch sehr laut.
Die allgemeine Einweisung in den Reha-Verlauf, der erste Arztbesuch und die Therapieplanung sind weitestgehend geklärt. Das Programm für die Feiertage steht fest und die ersten Kontakte zu den Leidensgenossen sind geknüpft.
Auffällig das große Augenmerk der Klinikleitung auf Hygiene: In den Fluren, in allen Therapiebereichen - überall sind Spender mit Desinfektionsmittel oder Desinfektionstücher. Jeder ist angehalten, diese Spender, im Interesse Aller, zu nutzen. Diesen hohen Hygienestandard zu gewährleisten ist besonders im Speisesaal nicht ganz leicht, weil die Essensausgabe über mehrere Selbstbedienungsbuffets läuft. Für die Patienten mit ihren unterschiedlichen onkologischen Vorgeschichten und den daraus resultierenden "Ess-Störungen" ist die Selbstbedienung die perfekte Möglichkeit, den unterschiedlichen, individuellen Bedarfen gerecht zu werden. Allerdings wird schon jetzt erkennbar, dass dadurch leider nicht eine abwechslungsreiche, schmackhafte Speisekarte sichergestellt ist.
Den Tag habe ich ausklingen lassen mit einem kleinen Spaziergang in den Ort: innerhalb von fünf Minuten ist man mitten in der Haupt-Einkaufsstraße. Der Rückweg dauert etwas länger - der Berg zur Klinik ist ganz schön steil und man kommt ordentlich aus der Puste. Aber das wird sich hoffentlich in den nächsten 3 Wochen ändern.
TAG 3 - Ja wo sind sie denn alle?
Ich habe die ganze Nacht durchschlafen können. Schwarzwaldluft tut gut! Aber morgens um 8:00 Uhr gibt's schon wieder Frühstück. Das heißt - früh aufstehen. Das Frühstücksbuffet ist 1:1 das Gleiche wie gestern. Aber viel Zeit bleibt sowieso nicht, denn um 9:00 Uhr beginnt ein straffes Therapieprogramm für Körper und Geist. Im Einzelnen:
Sensorik für Hände und für Füße, Gedächtnistraining am PC, Physiotherapie und zum Schluss noch ein Vortrag zu Psychologie und Ergotherapie als Hilfestellung für die Maßnahmen, die man buchen möchte. - Ausgesprochen guter Therapieansatz! So finden die individuellen Bedarfe jedes einzelnen Patienten Beachtung. Aber der Patient ist gleichzeitig selbst mit verantwortlich für den Erfolg der Therapie.
Eines meiner ganz persönlichen Ziele für die nächsten drei Wochen ist, die Fahrstühle und den Verbindungstunnel zwischen Haus I und Haus II zu vermeiden!
Das mit dem Treppensteigen lässt sich gut an, denn auf den Aufzug wartet man eine gefühlte Ewigkeit. Mit dem Weg über den Hof ist das schon herausfordernder, denn es regnet schon den ganzen Tag. Dazu ist es ist auch noch ziemlich windig. Also nur schnell von A nach B laufen, nicht rechts und nicht links schauen. - Schlechte Voraussetzungen für das Knüpfen neuer Kontakte, oder den Austausch von Erfahrungen von Patient zu Patient. So kommt es auch, dass ich mich nachmittags wieder alleine auf den Weg ins Städtchen mache.
Die Häuser und Straßen sind mit tausenden von Lichtern und Lämpchen geschmückt und eluminiert. Spektakulär ist die indirekte Beleuchtung des Wasserlaufes in wechselnden Farben. Aber besonders gefallen hat mir die Spielzeuguhr mit den sich bewegenden Figuren am Giebel des Hauses der Tausend Uhren.
Auf dem Heimweg komme ich an der gut besuchten Raucherecke der Klinik vorbei. Obwohl ich nicht rauche, mache ich einen Stopp für ein Schwätzchen. Wie zu erwarten fällt der Besuch lustig und informativ aus; trotz Dauerregen.
Nach dem Abendesse habe ich noch ein wenig vom Balkon meines Zimmers aus den Vorbereitungen zum Triberger Winterzauber zugeschaut. Da habe ich wirklich den absoluten Logenplatz.
TAG 4 und 5 - Mein 1. Wochenende in der Reha
Beim Erwachen stelle ich fest, dass es immer noch heftig regnet und der Himmel dunkel verhangen ist. - Es wird gar nicht richtig hell!
Aber das ist mir egal, denn mein Tagesplan für heute ist recht stramm: Nach dem Frühstück
(wieder 1 : 1 die beiden gleichen Wurst- und Käsesorten, die gleichen undefinierbaren Veggie-Brotaufstriche wie an den Tagen zuvor. - Ob ich das drei Wochen lang durchhalte?)
starte ich mit der Einweisung in den MILON-Circle (Neudeutsch für Mukki-Bude). Anschließend folgt die Einweisung in die Kunst-Therapie-Räume, damit ich mich am Wochenende und über Weihnachten kreativ betätigen kann und nebenbei den Sensibilitäts- und Motorikstörungen in meinen Händen den Kampf ansagen kann.
Es bleibt kaum Zeit zum Umziehen für die Nordic-Walking Gruppe, die noch kurz vor dem Mittagessen stattfindet. - In leichtem Dauerregen laufe ich - zumindest bergauf - ziemlich am Schluss der Gruppe, denn es ist doch anstrengender, als erwartet. Na ja, ich habe ja noch zweieinhalb Wochen Zeit, meine Kondition zu verbessern. Diese 4km waren auf jeden Fall schon mal ein guter Anfang. - Das wird schon werden...
Nach dem Mittagessen (das mich nicht wirklich vom Hocker gehauen hat - Gott sei Dank hatte ich mich gestern im Städtchen mit ausreichend Obst und Knabbereien eingedeckt) bin ich erstmal - rechtschaffen müde - für ein Nickerchen ins Bett gegangen. Letztlich habe ich den Rest des Tages - mehr oder weniger - vertrödelt. (Wobei man das auch relativieren muss, denn ich habe intensiv angefangen an meiner Homepage zu basteln)
Einen Großteil des Sonntags habe ich ebenfalls mit dem Basteln an meinen Web-Pages verbracht. Zwischendurch hatte ich noch ein bißchen Milon-Circle und ein paar Gedächtnistrainings am PC gemacht, bis schließlich am Nachmittag eine geführte Wanderung zur Gautsche (Sprung-Schanze) anstand. Ganze zwei Leute waren wir bei dem Sauwetter (anders konnte man es wirklich nicht bezeichnen, es hat geschüttet wie aus Kübeln) bereit, vor die Türe zu gehen. So waren wir - zusammen mit unserem Wanderführer - als Trio in strömendem Regen und heftigen Windböhen unterwegs auf den Höhen des Schwarzwaldes. Aber wie man immer so schön sagt: es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung. Wir waren alle drei gut gegen Wind und Regen gewappnet. Auch wenn die gesamte Wanderung nur ungefähr 4km lang war, haben wir immerhin - wenn man es sich ein bißchen "schönredet" - zwei Sprungschanzen (Geutsche und Adlerschanze) gesehen. Wir haben - so gesehen - eine "Zwei-Schanzen-Tour" gemacht ;-)
TAG 6 bis 8 - Weihnachten in der Reha-Klinik
Hier folgt in Kürze ein bebilderter Beitrag.
TAG 9 bis 14 - Besuch von meinem lieben Schatz und eine grandiose Silvesterzeit
Mein letztes Wochenende in Triberg
Count-Down zur Heimreise